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Fühlen Sie sich sicher bei Ihrem Spaziergang im Park? Bei Ihren Einkaufsbummel in der Fußgängerzone? Wenn Sie auf ihre U-Bahn warten? Natürlich, denn sie haben keinem etwas getan, denken Sie. Wie leichtsinnig!   Der Mann neben ihnen, der mit dem unscheinbaren Diplomatenkoffer, könnte ihr Todesurteil vollstrecken.

  

 

In einem verschlafenen Nest, auf der Steilküste von Maine, explodiert eine Telefonzelle und reißt einen jungen Polizisten in den Tod. Es sieht aus wie ein Eifersuchtsdrama. Als aber in anderen Bundesstaaten ebenfalls Menschen in Telefonzellen sterben und in einem U-Bahnhof ein ganzer Call-Shop in die Luft fliegt, durchleuchtet das FBI die Telefongesellschaft. Captain McGuire stößt dabei auf etwas, das ihm das Blut in den Adern gefrieren lässt...

 

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Leseprobe


29 

 

Am achtundzwanzigsten September, kurz vor sieben Uhr morgens, erreichte er Lake Side. Die Sonne war bereits aufgegangen, aber sie konnte die dicken dunkelgrauen Regenwolken nicht durchdringen, aus denen die ganze Nacht der Regen unaufhörlich geprasselt war. Er parkte den Wagen auf dem Sandweg neben dem Haus in den Dünen, und nahm einen blauen Nylonkoffer vom Rücksitz. Auch jetzt war die Tür nicht verschlossen, aber es brannte Licht im Wohnraum und wider Erwarten lag der Junkie nicht, wie das letzte Mal, in seiner Kotze. Er kam ihm schwankend, aber in einer besseren Verfassung entgegen.

„He, Alter“, sagte er.

„Das ist sauber, dass du kommst. Ich bin heute zu einer Party eingeladen.“ Er hielt sich am Treppengeländer fest und warf sein wirres Haar nach hinten.

Der Mann sah, dass es nass war, aber der Dreck war daraus verschwunden.

„Hast du dein Haar gewaschen?“, fragte er beiläufig.

„Ich habe gebadet", bekam er zur Antwort. "Ich will die Lady nicht enttäuschen.“

Der Mann sah ihn mitleidig an.

„Umso besser“, sagte er.

„Das erspart mir Arbeit.“ Er ließ den Koffer aufschnappen, den er mitgebracht hatte, zog ein weißes Seidenhemd und einen sehr teuren, sehr eleganten, dunkelblauen Anzug aus feinstem, Wollstoff heraus und drückte es dem Junkie in die Hand.

„Da, zieh das an. Ich bin sicher, dass es perfekt passt.“

„Boah!“ Der Junkie befühlte die Kleidungsstücke ein paar Mal ungläubig.

„Das ist für mich, Alter? Was hast du mit mir vor? Darf ich das behalten?“

Der Mann schaute auf die Uhr. Es war fast halb acht.

„Mensch, beeil dich“, sagte er ungehalten. 

„Ich kann meine Zeit nicht sinnlos verplempern wie du. Ich habe zu tun.“

„Okay, okay“, laberte der Bekiffte und schlüpfte in Hose und Hemd. Es passte. Der Mann durchstöberte einen Schuhschrank in der Diele und warf dem Jungen ein paar einigermaßen passable schwarze Schuhe vor die Nase.

„Die auch noch“, kommandierte er.

„He, Alter, ich denke, du solltest mir was geben. Du hast doch was dabei, oder nicht?“

„Du kriegst was, wenn wir fertig sind. Wir müssen kurz was erledigen.“ Er nahm den Jungen beim Arm, half ihm in das Jackett.

„Warte hier, ich brauch noch was aus deinem Keller.“

„He, Alter, was willst du in meinem Keller?“, grinste der Junkie.

„Da unten sind nur die Ratten.“ Er ließ sich auf dem Schuhschrank nieder, lehnte sich gegen die Wand und grinste entrückt.

„Nur die R-a- t- t- e- n“, buchstabierte er und sah verständnislos und verwundert auf den Koffer, mit dem der Mann auf den Treppenstufen erschien.

„Was ist denn, … woher kommt denn …“

„Weißt du nicht mehr? Ich habe dich doch gefragt, ob ich meine Sachen eine Weile bei dir im Keller abstellen darf“, log der Mann, lächelte und schob den Junkie ungeduldig zur Tür hinaus. Er ließ sich mühelos ins Auto bugsieren. Grinsend lümmelte er sich in den Sitz.

„Wie im Märchen! Ich fahre heute mit Chauffeur. Aber vergiss nicht, Alter, du musst mich vor zwölf Uhr zurückbringen. Meine Lady wartet schon sehnsüchtig auf mich.“

Der Mann verstaute den Koffer im Kofferraum, warf die Tür zu und fuhr wütend los. Dass ihn dieser kaputte Typ ständig "Alter" nannte, reizte ihn aufs Äußerste.  

„Wo fahren wir denn hin, Alter, und was soll ich denn da für dich tun? Wir haben noch gar nicht über die Bezahlung gesprochen. Du wirst mich doch bezahlen, oder?“ Er schielte vornübergebeugt zwischen seinen, inzwischen trockenen, Beachboy-Locken hindurch. Er hatte strahlend blaue Augen und jetzt, gebadet und gut gekleidet, war er trotz seiner grauenhaften, körperlichen Verfassung, rein äußerlich, eine imposante Erscheinung.

„Willst du was trinken?“, fragte der Mann, sich nur mühsam beherrschend, ohne auf die Fragen einzugehen.

„Gern, Alter, solange es trinkbar ist“. Er rülpste.

Angewidert angelte der Mann eine Tasche mit ein paar Flaschen Bier vom Rücksitz.

„Da, sauf!“, sagte er.

Der Junge soff, wie ihm geheißen wurde.

„Was wollen wir denn in Tenmile?“, fragte er plötzlich mit einem Kopfnicken nach einem Wegweiser, den er gesehen hatte.

Der Mann kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. Er hatte nicht erwartet, dass sich der Junkie noch am Weg orientieren konnte.

„Wir fahren nicht nach Tenmile, wir fahren nach Winston.“

„Warum sind wir dann nicht auf dem Highway 42, Alter?“, fragte der Junkie aufstoßend und lies eine zweite Flasche Bier durch seine Kehle rinnen.

„Ich finde die Landschaft hier eindrucksvoller“, antwortete der Mann, und taxierte ihn aus den Augenwinkeln.

 „Sauf und frag nicht so viel“, fügte er hinzu.

„Ja, aber mir wird übel, hier in den Serpentinen, und ich muss mal pissen.“

„Warte noch ein Weilchen, wir sind bald da oben, dann machen wir Rast zum Pinkeln.“

Er musste in den ersten Gang zurückschalten. Die Steigung war beträchtlich und die Haarnadelkurven wurden enger. Die schmale Straße wand sich zwischen steil abfallenden Felswänden am Berg empor wie eine Schlange an einem Baumstamm. Sie hatten den Zenit der Steigung noch nicht erreicht, als die Straße sich ein wenig verbreiterte und eine schmale Parkbucht bildete, die nur einem Auto Platz bot. Nach einem kurzen Rangiermanöver parkte der Mann den Wagen und stieg aus.

Dichter Nebel versperrte die Sicht ins Tal, aus dem sie gekommen waren, und schluckte die Geräusche. Es roch nach Pilzen und Wald und immer noch nach dem Ozean, dachte der Mann, obwohl sie jetzt zirka vierzig Kilometer von der Pazifikküste entfernt waren. Der Junkie stieg aus und pinkelte unmittelbar neben den Wagen.

„Man sieht gar nichts, Alter. Wir hätten den Highway nehmen sollen. Hier ist es unheimlich. Lass uns weiterfahren – ich will hier weg“, jammerte er fast weinerlich.

Der Mann öffnete den Kofferraum und wuchtete ein Klappfahrrad heraus, faltete es auseinander und zog mit einem Schraubenschlüssel, den er bereitliegen hatte, die Arretierungsschrauben nach.

 Der Junkie torkelte neben die offene Kofferraumklappe. Mit einem verständnislosen Blick glotzte er auf das Fahrrad und bekam einen hysterischen Lachanfall.

 Die blonden Locken baumelten ihm ins Gesicht. Er bog sich vor Lachen, dann stockte er plötzlich.

  „He, was … was soll das, … ich … soll … doch nicht mit dem Fahrrad fahren, Alter, hä?“

Der Mann hatte sich aufgerichtet.

„Aber nein, Harry“, lachte er.

„Du fährst selbstverständlich mit dem Auto. Das Fahrrad ist für mich.“

„Aber …“

Der Mann schlug ihm mit dem Schraubenschlüssel gegen die Schläfe. Im Hals des Junkies blieb der angefangene Satz stecken und er sackte bewusstlos zusammen. Der Mann fing ihn auf, zerrte ihn zum Fahrersitz und schnallte ihn darauf fest.

„Du wirst mir noch meinen guten Anzug ruinieren“, redete er mit ihm. Er packte seinen Pass und zehntausend Dollar, gebündelt in Banderolen, in eine silbern eloxierte Kassette; angeblich brandsicher, wie man ihm beim Kauf bestätigt hatte, verschloss sie und warf sie vor dem Beifahrersitz auf den Kabinenboden.

Im Handschuhfach hatte er ein Regencape und ein kleines Etui mit einem kurzen grauen Stoppelbart deponiert. Er setzte sich auf den Beifahrersitz, klappte die Sonnenblende mit dem Spiegel herunter, trocknete sich sorgfältig das Gesicht und befestigte den Bart an seinem Kinn. 

Aus dem Kofferraum holte er einen Kanister Benzin und übergoss den Junkie im Fahrersitz. Er ließ den Motor an, löste die Handbremse und warf ein brennendes Feuerzeug in die Kabine bevor er die Tür zuschlug. Im Wagen zischte eine Stichflamme auf, während er langsam in den Abgrund rollte.

Hinter dem Nebel fielen schroffe Felswände zirka achtzig Meter lotrecht in die Tiefe. Der Wagen neigte sich und für kurze Zeit ragten Heck und Hinterräder in die Luft, bevor ihn der Nebel verschluckte. Titanic, kam es ihm in den Sinn.

Er stand regungslos und wartete, bis das Poltern und Getöse verklungen war. Er wartete auf das Zeichen einer Explosion, aber es rührte sich nichts. Drei Minuten hatte er still im Nebel gestanden. Dann endlich drang ein dumpfer Knall aus der Schlucht und selbst durch den Nebel hindurch war der Blitz in der Tiefe auszumachen.

Zufrieden zog er das Regencape über den dicken, grauen Pullover, klemmte den leeren Benzinkanister auf seinen Gepäckträger, schwang sich auf das Fahrrad und verschwand in der Richtung, aus der sie sich vor einer halben Stunde durch die steilen Kurven bergan gearbeitet hatten.

Nachdem die Serpentinen hinter ihm lagen, in denen er ständig die Geschwindigkeit herunter bremsen musste, ließ er dem Rad freien Lauf. Der dichte Nebel blieb hinter ihm in den Bergen zurück, aber auch nachdem er Coquille passiert hatte und sich bereits im Tal auf Meeresspiegelhöhe befand, ließ der Regen nicht nach. Es regnete in Strömen und trotz seines Capes waren seine Jeans und die Turnschuhe zum Auswringen durchweicht. Er fror an den Fingern. Ein Schild wies ihn darauf hin, dass bis Coos Bay noch vierzehn Kilometer vor ihm lagen. Verbissen und ärgerlich trat er in die Pedale.

Es war fast neun Uhr. In der Villa in Bay City mochten sich jetzt schon entsetzte Cops und die sensationsgeile Presse tummeln. Der Mann vergaß seine kalten Finger. Er spürte nicht mehr die enge, nasse Hose an seinen Schenkeln. Freudige, tiefe Zufriedenheit kam über ihn.

Alles, was er gewollt hatte, war ihm gelungen. Er lachte über sein ganzes graubärtiges, nasses Gesicht. „Fast alles!“, sagte er laut vor sich hin und grüßte freundlich die Leute, an denen er vorbeiradelte und die sich verwundert nach ihm umdrehten.

In South Slough, der Bucht vor Coos Bay, am Pier 27, dort wo keine der weißen Luxusyachten je vor Anker gehen würde, lag ein kleiner, abgewrackter Fischkutter.

Zwischen anderen betagten, rostigen Booten dümpelte er vor sich hin. E..mer..lda stand an seinem Bug. Wenn man ein bisschen Phantasie besaß, konnte man sich denken, dass es Esmeralda heißen sollte.

Der Mann fuhr an den Pier, hängte sich sein Fahrrad über die Schulter und sprang damit an Bord. Er vertäute das Rad an der Reling und verschwand unter Deck. Es roch modrig in der engen, unkomfortablen Messe, aber man konnte sich einen heißen Tee machen und das hatte der Mann dringend nötig.

Er entledigte sich der nassen Klamotten und holte aus einem Wandschrank trockene, bequeme Kleidung. Er goss sich Rum in den Tee und erst einen Esslöffel Zucker, dann einen Zweiten und einen Dritten. Dann setzte er sich mit seinem dampfenden, heißen Getränk vor einen kleinen transportablen Fernsehapparat und starrte, bald gut gelaunt, auf den Screen, auf dem in kurzer Folge Wiederholungen über die entsetzlichen Ereignisse der vergangenen Nacht in Bay City, Oregon, flimmerten.

Heulende Menschen, mit tief betroffenen Gesichtern wurden vorgeführt, Polizeibeamte, Sicherheitsleute. Die Fernsehsender wetteiferten um die jeweils neuesten Erkenntnisse. Mal waren es Bilder von der Yacht, mal aus dem Park der Wilson Villa. Dann endlich sagte Sue Gibson von Pacific Cost Chanel, worauf der Mann brennend gewartet hatte.